Es ist übrigens gar nicht so leicht in den Bayerischen Landtag reinzukommen. Wir mussten dort scharfe Sicherheitsprüfungen über uns ergehen lassen. Selbst die eigene Uhr musste man abnehmen und in eine der bereitgestellten Wannen legen. Wie am Flughafen. Ja, auch Grüne fliegen manchmal.
Ungleich schwieriger und nervenaufreibender war allerdings die Anreise in die bayerische Landeshauptstadt. Natürlich wollten wir mit der Bahn fahren. So fanden sich Micha und Norbert pünktlich vor halb acht am Neuburger Bahnhof ein. Doch ach, der fahrplanmäßige Zug wollte nicht kommen. Was tun? Micha rief unseren Reiseleiter Klaus an, der mit seiner Frau Mona am Bahnhof Rohrenfeld/Bruck zusteigen wollte. Als wir einsehen mussten, dass wir es wegen der vorhersehbaren Verspätung nicht mehr mit dem Umsteigen in Ingolstadt rechtzeitig zum vereinbarten Termin in München schaffen würden, beschlossen wir kurzerhand, mit dem Auto zu fahren. Micha und Norbert fuhren also eine Station bis nach Rohrenfeld, stiegen dort aus und machten sich mit Mona und Klaus auf den Weg zu deren Haus. Nochmals vielen lieben Dank übrigens für den Espresso dort! Auf der Fahrt nach München nahmen wir noch Gertrud auf einem Rastplatz nahe Schweitenkirchen mit an Bord. Das Auto war also gut ausgelastet. Klaus chauffierte die Fünfer-Gruppe sicher in die Isar-Metropole. Überhaupt kamen uns seine Ortskenntnisse als ehemaliger Taxler in München sehr zugute.
Ann-Marie, eine Mitarbeiterin von MdL Dr. Markus Büchler, unserem Betreuungsabgeordneten für den KV Neuburg-Schrobenhausen, nahm uns am Maximilianeum in Empfang. Bald stieß Karola, die aus Rohrbach anreiste, zu unserer Gruppe.
Nach einem Begrüßungsfilmchen in der Besucherhalle führte man uns mit einer FW-Besuchergruppe in einen Saal, wo wir einen etwa halbstündigen Film über Bedeutung und Funktionsweise des Landtags sahen. Übrigens eingebettet in eine kleine Liebesgeschichte für die romantischen Seelen unter uns: Die griechische Siegesgöttin Nike – sie thront in Stein gemeißelt hoch oben auf dem Dach des Maximilianeums – gewährt einem im Landtag gestrandeten jungen Mann eine nächtliche Sonderführung durch das Hohe Haus.
Im Anschluss ging es in den Sitzungssaal – das Herz des Landtags. Wir durften auf der Besuchertribüne Platz nehmen, mussten uns aber, so wurde uns zuvor eindringlich eingeschärft, jeder Unmuts- oder Beifallsäußerung enthalten. Als wir uns auf die Bänke setzten, hielt Staatsminister Florian Hermann (CSU) gerade eine Rede zum Antrag auf Förderung der Bundeswehr in Bayern. Auf die Zwischenfrage von Benjamin Adjei (Grüne), warum neben dem BRK noch etliche andere Verbände sich gegen den Gesetzentwurf aussprechen, wich er einer klaren Beantwortung aus. Ein Zwischenruf aus dem Plenum brachte die Absicht der Staatsregierung auf den Punkt: „Symbolpolitik!“
Später erfuhren wir von Markus, warum die CSU/FW-Regierungskoalition Anträge im Bayerischen Landtag stellt, die eigentlich in die Zuständigkeit des Bundes fallen. „Seit der Landtagswahl legen es CSU und FW darauf an, die Ampelkoalition schlecht aussehen zu lassen,“ meinte Markus. „Dabei bleiben wichtige bayerische Anliegen wie beispielsweise der Ausbau der Geothermie zur klimaneutralen Wärmeversorgung auf der Strecke,“ ergänzte seine MdL-Kollegin Claudia Köhler. Claudia ist Betreuungsabgeordnete unseres Nachbarlandkreises Eichstätt und gleichzeitig haushaltspolitische Sprecherin sowie stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen.
Beide Abgeordneten nahmen sich fast zwei Stunden Zeit, um in einem separaten Raum des Landtag-Restaurants, wo wir auch ein leckeres vegetarisches Mittagessen (Falaffel mit Beilagen) serviert bekamen, unsere Fragen zu beantworten und ihre eigenen politischen Positionen darzulegen.
Die beiden MdL hatten neben der Gruppe aus unserem KV auch noch eine Schülergruppe der Oberstufe aus ihrem Stimmkreis München Land aus Kirchheim eingeladen. Die Schüler*innen interessierten sich hauptsächlich für die mögliche Wiedereinführung der Wehrpflicht. Markus und Claudia machten klar, dass derzeit nicht die Bewaffnung von neuen Rekruten:innen, die an einem Gewehr ausgebildet werden, oberste Priorität hat, sondern, wie der Ukrainekrieg zeigt, die Verteidigungsfähigkeit gegen Luftangriffe. Auch das Beschaffungswesen der Bundeswehr müsste dringend effizienter gestaltet werden. Die Opposition führt ihrer Meinung diese Debatte vor allen Dingen, um von eigenen Versäumnissen in der Vergangenheit abzulenken. Falls neue stichhaltige Argumente für die Wehrpflicht vorgebracht würden, seien jedoch beide bereit umzudenken.
Sehr interessiert zeigten sich die jungen Menschen an der Frage, was sie dazu bewegen könnte, sich politisch zu engagieren. Beide MdL brachten überzeugende Beispiele, wie das Interesse an Politik geweckt werden kann. Neben der frühzeitigen und verbindlichen Einführung eines Faches „Politik und Zeitgeschichte“ in den Lehrplan sowie der Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre warb Claudia sehr engagiert dafür, während der gesamten Schulzeit verpflichtende Praktika in allen Berufszweigen, insbesondere in Handwerksberufen einzuführen. Um der Schülergruppe zu zeigen, dass sich man bereits sehr früh politisch einbringen kann, verwiesen wir auf unsere Nina Vogel, die mit 18 Jahren ein Stadtratsmandat in Neuburg erobern konnte und damit 2020 die jüngste Kommunalpolitikerin Bayerns wurde.
Bevor wir den Landtag verließen, folgte noch das obligatorische Bild aller Besuchergruppen auf dem roten Teppich der Treppe, die zum Sitzungsaal führt. Mit vielen neuen Eindrücken und bei bester Stimmung verließen wir den Landtag. Zum Ausklang kehrten wir noch spontan auf dem heimeligen Wiener Platz in eine Gaststätte ein und ließen das Erlebte bei einem Kaffee Revue passieren.
Herzlichen und lieben Dank, Markus und Claudia sowie Annemarie, für eure Zeit, uns zu empfangen und den Bayerischen Landtag einmal hautnah erleben zu dürfen! Nicht zu vergessen: Vielen Dank, lieber Klaus, für deine Chauffeurdienste! Wir fühlten uns sicher wie in Abrahams Schoß.
Allen, die noch nie im Bayerischen Landtag waren, können wir nur empfehlen: Wenn mal wieder eine Einladung dafür kommt, unbedingt anmelden und mitfahren! Es lohnt sich und bereitet große Freude!