Die Reflexe funktionieren noch: während in der Stadt die Schäden des verheerenden Hochwassers zu besichtigen sind, nutzen die Goachat-Trassen-Fans die Gelegenheit, sich lautstark zu Wort zu melden.
Im Grundsatz teilen wir die Ansicht, dass wir mehr Retentionsräume an der Paar brauchen – aber auch an Weilach, Ecknach und einigen anderen Bächen, um die Hochwassermassen dort aufzuhalten, wo sie weniger große Schäden anrichten.
Die jetzt auf Einladung der Lokalredaktion von drei Landkreisbürgermeistern getätigte Forderung „Baut die Goachat-Trasse“ trifft aber leider völlig daneben. Es war und ist eben keine geniale Idee, Straßenbau und Hochwasserschutz zu verbinden. Es ist das Gegenteil, weil genau diese Verknüpfung mit daran schuld ist, dass bis heute in Schrobenhausen nichts in Sachen Hochwasserschutz voran gegangen ist. Technisch wie politisch wird durch die Verknüpfung von zwei Projekten, die nichts miteinander zu tun haben, die Komplexität erhöht und die Realisierbarkeit gegen Null gebracht.
Was helfen würde und sicherlich auch in der jetzigen Situation geholfen hätte, ist die Renaturierung der Alten Paar. Eine Maßnahme, zu der das Wasserwirtschaftsamt seit Jahren verpflichtet ist, wo aber alle Beteiligten trotz des Drucks, den das Bündnis „Rettet das Goachat“ mit politischen und juristischen Mitteln macht, weiter auf Zeit spielen. Dass jetzt Bürgermeister Lengler, auf dessen Gemeindegebiet der größte Teil der Alten Paar liegt, die Folgen dieser Untätigkeit als Argument für eine weitere Zerstörung heranzieht, ist zynisch.
Wie meistens, gibt es auch beim Hochwasserschutz nicht die eine Maßnahme, die das Problem vollständig löst. Wir brauchen im ganzen Paartal kleinere Dämme, die dafür sorgen, dass sich das Hochwasser in die Breite ausdehnt. Diese Maßnahmen sind leichter und schneller umzusetzen als technisch hochkomplexe Straßenbauten im Schwemmland. Da die Prognosen leider nahelegen, dass Jahrhunderthochwasser eben nicht nur alle 100 Jahre kommen, sondern in dramatischer Regelmäßigkeit eintreffen, ist Tempo das höchste Gebot. Wer da den Hochwasserschutz als Vehikel für die Realisierung von fragwürdigen Straßenbauprojekten nutzt, schadet denen, die die Brühe am Ende aus Keller und Wohnung schöpfen müssen.
Statt sich darüber Gedanken zu machen, was Schrobenhausen tun sollte, sollten sich die Bürgermeister Angermeier und Lengler lieber in ihrem eigenen Zuständigkeitsbereich um das kümmern, was sie von anderen richtigerweise fordern: Retention. Denn zur Wahrheit gehört, dass die Weilach immer wieder und so auch diesmal in erheblichem Ausmaß zur Verschärfung der Katastrophe beigetragen hat. Zwischen Schiltberg und Altenfurt wären ausreichend Flächen, wo man die Fluten aufhalten könnte. Der Umweltausschuss des bayerischen Landtages hat die Petition des Aktionsbündnisses „Rettet das Goachat“ zur Renaturierung der alten Paar unterstützt. Wir fordern deren sofortige Umsetzung!