Ausgabe vom 20.9.24 Artikelserie zum Übergang Bürgermeister-Stocker-Ring

Liebe Redaktion,

mit nicht gerade freudiger Verwunderung habe ich die Artikel in der Freitagsausgabe zum Thema Übergang / Ampel beim Altenheim St. Georg zur Kenntnis genommen. Aus meiner Sicht ist der Übergang ein Baustein der Anstrengungen, die das Bauamt unternimmt, um in kleinen Schritten Schrobenhausen barrierefreier zu gestalten. Deshalb stört mich der – nicht nur von mir so wahrgenommene – Unterton, der unterstellt, dass es sich bei der Maßnahme um eine Verschlimmbesserung handelt. Insgesamt erscheint mir die Darstellung etwas einseitig. Schade ist auch, dass der Fehler, den die Redaktion gerne bei der Verwaltung kritisiert, in diesem Fall ihr selbst unterlaufen ist: der zuständige Referent des Stadtrates ist bei der Recherche nicht gehört worden.

Deshalb möchte ich folgende Klarstellungen vornehmen:

  1. Das Bauamt ist seit einiger Zeit aktiv bemüht, dort wo gebaut wird oder wie am Altenheim z.B. eine Ampel umgebaut werden muss, Barrierefreiheit normgerecht und funktional richtig umzusetzen. Dazu werde ich regelmäßig (auch in diesem Fall) frühzeitig in Planungen einbezogen und der Rat fachkundiger Stellen (Bayer. Blindenbund, Architektenkammer …) eingeholt. Das war nicht immer so und ist deshalb umso erfreulicher und führt auch zu guten Ergebnissen. Das sollte m.E. öffentlich anerkannt und nicht halbinformiert, süffisant kommentiert werden.
  2. Im konkreten Fall ist, das steht so ja auch richtig im Artikel, ein geteilter Übergang gebaut worden. Wenn wir mit Betroffenen sprechen, so ist das üblicherweise die favorisierte Lösung, weil sie sowohl Menschen mit Sehbehinderung als auch Rollstuhl- und Rollatornutzer*innen gute Bedingungen bietet. Am Übergang für Sehbehinderte ist eine mit dem Stock tastbare Kante vorhanden und alles, was rollt, freut sich über die sog. Null- Absenkung. Fazit: keine Planungspanne, sondern eine gute Lösung für viele. Dass auch Rollator-nutzende Senioren, wie die überwiegende Mehrzahl der Menschen, solche Übergänge erst kennenlernen müssen, braucht Aufklärung. Da freuen wir uns über die Unterstützung der Zeitung. Ob sie in diesem Artikel gut gelungen ist, wage ich zu bezweifeln.
  3. Die Aufweitung des Gehsteigs, um eine geeignete Aufstellfläche auf der Altenheimseite zu haben, halte ich auch für eine sehr gute Lösung. An dieser Stelle standen vorher häufig geparkte Fahrzeuge, so dass sich die Situation für die Autofahrer gar nicht verändert hat. Die Behauptung, man könne nicht in den Stocker-Ring nach rechts ausfahren, ohne den Fußweg zu tangieren, mag für lange LKW (für die diese Strecke m.W. gesperrt ist) gelten. PKW- Fahrer*innen sollten solche Herausforderungen meistern. Was wäre denn die Alternative? Sollen stattdessen Menschen, die die Ampel nutzen wollen, auf der Straße stehen? Sollte die Stadt regelwidrig – und für Sehbehinderte fatal – die Fahrbahn schräg kreuzen? Wer sich diese Fragen stellt, würde sicher nicht im vorgelegten Stil kommentieren.
  4. Die Bildauswahl des Artikels unterstellt Fehler, dabei dokumentiert sie nur die schlechte Recherche des Autors. Der (übrigens rückwärtsfahrende) Rollator würde 50 cm weiter rechts ohne Widerstand zur Brücke kommen. Wenn statt der alten Fahrbahnmarkierung die neuen Übergänge, die am linken Bildrand abgeschnitten wurden, im Bild wären, sähe man die tatsächliche Verbesserung: man kommt in gerader Linie auf die Brücke.

Es ist erfreulich, wenn sich die Schrobenhausener Zeitung für die Interessen von Menschen mit Handicap einsetzt und über deren Probleme im Alltag berichtet. Es gäbe leider noch Dutzende von Beispielen von Barrieren in der Altstadt. Der Übergang am Altenheim gehört nicht mehr dazu. Ansonsten lade ich sie gerne zu einem Rundgang durch die Stadt ein.

Über wirkliche und vermeintliche Pannen in der Verwaltung zu spotten, ist ein verbreiteter Volkssport in Schrobenhausen. Dass dafür immer wieder Anlass geboten wird, ist unbestritten. Wer sich aber über Dinge lustig macht, die genau so, wie sie sind, richtig und gut sind, sollte die eigene Haltung kritisch reflektieren und sich das nächste Mal besser informieren. Peinlich ist in diesem Fall die journalistische Leistung, nicht die des Bauamts.

Mit freundlichen Grüßen
Joachim Siegl
Fraktionssprecher und Referent für Inklusion und Integration